RFID im öffentlichen Nahverkehr

RFID im öffentlichen Nahverkehr

Eines der größten Potentiale und Anwendungsgebiete für den Einsatz von RFID, insbesondere für RFID-Karten und RFID-Etiketten, stellt der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) dar. Der Ersatz für die alten Papierfahrscheine durch ein modernes elektronisches Fahrgeld-Management auf Basis von RFID-Technologie bietet allen Beteiligten eine Vielzahl von Vorteilen. Die recht hohen Anschaffungskosten für die Verkehrsbetriebe amortisieren sich meist schon in kurzer Zeit. Die Überlegenheit kontaktloser RFID Systeme zeigt sich für Nutzer und Betreiber öffentlicher Verkehrsbetriebe in folgenden Vorteilen:

Vorteile für Nutzer und Fahrgäste

  • Kein Bargeld mehr erforderlich. Kontaktlose Chipkarten und Funketiketten können mit größeren Geldbeträgen aufgeladen werden. Das Bereithalten von passendem Kleingeld entfällt damit.
  • Vorbezahlte kontaktlose Chipkarten behalten auch bei Umstellung des Tarifs ihre Gültigkeit
  • Das System bucht automatisch und selbstständig den richtigen Betrag von der RFID-Karte ab. Eine genaue Kenntnis des jeweiligen Tarifs ist für den Fahrgast also nicht mehr notwendig
  • Monatsfahrkarten können an einem beliebigen Tag im Monat beginnen. Der Gültigkeitszeitraum beginnt erst bei der Buchung auf der RFID-Karte

Vorteile für Fahrer

  • Wegfall des Fahrscheinverkaufs und damit weniger Ablenkung und Zeitersparnis des Fahrpersonals
  • Kein Bargeld im Fahrzeug notwendig – verringertes Risikopotential
  • Wegfall der täglichen Einkommensabrechnung

Vorteile für Verkehrsunternehmen

  • Laufende Kostenreduktion bei Betriebs- und Wartungskosten von Verkaufsautomaten und Fahrscheinentwertern
  • Hohe Sicherheit gegen Vandalismus
  • Einfache Umstellung von bestehenden Tarifen. Es müssen keine neuen Fahrscheine gedruckt werden

Praxisbeispiel 1: Identifizierung von Gepäckstücken

Wer unterwegs ist, will möglichst schnell vorankommen. Tatsächlich muss man aber oft warten. Auf den Bus, die Fahrkarte beim Schaffner oder den Koffer am Flughafen. Nicht jeder kann der Wartezeit etwas Positives abgewinnen. Wir sind ja leider nicht in Dänemark, wo an jeder Bushaltestelle kostenlose Zeitungen ausliegen, um die Wartezeit zu verkürzen. Im Bus sorgt die umständliche Suche nach dem passenden Kleingeld für Unmut bei den anderen Fahrgästen. Und auf sein Gepäck wartet man am Flughafen manchmal vergeblich. An vielen Stellen, kann die tägliche Mobilität mit RFID verbessert werden. Zum Beispiel in der Gepäckabfertigung am Flughafen oder im öffentlichen Personennahverkehr mancher Gemeinden. RFID sorgt dafür, dass unser Gepäck auch wirklich ankommt, dass wir wissen, wann der richtige Bus kommt oder dass wir einen Fahrschein ohne die lästige Suche nach Kleingeld lösen können. Und das ist noch lange nicht alles!

Praxisbeispiel 2: RFID-Fahrkarten

Manchmal kommt alles zusammen. Nur einen Fahrschein möchte man. Eine Münze nach der anderen wirft man in den Automaten und alle kommen wieder heraus. Also probiert man es mit einem Geldschein. Geht nicht. Probiert es mit einem anderen Geldschein. Klappt. Und während die Fahrkarte gedruckt und das Wechselgeld noch ausgeworfen wird, kommt der Bus. Was nun? Auf den nächsten warten? Oder ohne Fahrschein mitfahren?

In Hanau braucht man sich darüber seit einigen Jahren keine Sorgen mehr zu machen und kann ganz entspannt in den Bus einsteigen. Ohne Fahrschein. Dafür hat man eine persönliche Karte mit einem RFID-Chip. Diese führt man beim Ein- und Aussteigen am Lesegerät vorbei. Damit wird die Fahrt gebucht. Zum Monatsende erhält der Fahrgast eine Sammelrechnung. Bei der Berechnung wird immer der günstigste Tarif zu Grunde gelegt. Mit dieser Karte kann man nicht nur den Bus benutzen, sondern auch den Besuch im Museum oder Schwimmbad bezahlen. Und weil dieses Projekt so erfolgreich war, brauchen 200 Hanauer noch nicht mal mehr eine Karte zum Busfahren. Sie führen einfach ihr Mobiltelefon mit integriertem RFID-Chip am Lesegerät vorbei. Die Daten, die in Hanau für die Abrechnung erhoben werden, werden übrigens nur für die Abrechnung genutzt und nach einer Aufbewahrungsfrist gelöscht. Bei anderen Modellen kann eine Abrechnung alternativ über ein Bankkonto oder das anonyme Aufladen der Fahrkarte erfolgen.

Praxisbeispiel 3: Bezahlen mit der Tasche

Die älteste Tasche, die bislang entdeckt wurde, fand man neben dem Urneandertaler Ötzi. Sie ist aus Blättern und 5000 Jahre alt. Aus dem Blätter- wurde um 1800 ein Stoffbeutel, den die Damen vornehm am Handgelenk trugen. Seitdem hat die Tasche viel erlebt. Sie war mal riesengroß, mal klitzeklein, aus Fell und aus Kunststoff und sah auch schon mal aus wie ein Spiegelei. Oft schmückt sie ihre Besitzerin. Oder bewahrt wichtige Gegenstände für sie auf. Aber eine Tasche kann noch viel mehr.

In Hongkong und Japan kann man mit seiner Tasche in fast allen Verkehrsmitteln des öffentlichen Nahverkehrs bezahlen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Hand-, Akten- oder Reisetasche, denn in der Tasche befindet sich eine Guthaben-Karte mit integriertem RFID-Chip. Der Fahrgast muss zum Bezahlen nur seine Tasche mit der Chipkarte an das Lesegerät halten. Der entsprechende Betrag wird dann automatisch von der Karte abgebucht. Darüber hinaus kann die Karte in Hongkong auch als Zahlungsmittel in einigen Geschäften benutzt werden. Sie funktioniert natürlich auch mit Portemonnaies.

Praxisbeispiel 4: Fahrplanabweichungen erkennen mit RFID

Wenn man auf den Bus warten muss, ist meistens schlechtes Wetter. Es regnet, kalter Wind weht einem um die Nase und die Haltestelle ist nicht überdacht. Wenn man doch nur einen Plan hätte, wann der Bus eigentlich kommt. Dann könnte man die Wartezeit sinnvoll überbrücken. Aber dafür bräuchte man aktuelle Informationen.

Man kann aber schon heute genau wissen, wann der Bus kommt. Denn auf der internationalen Tourismusbörse 2006 hat die Firma Siemens Business Services ein RFID-System für den öffentlichen Personennahverkehr vorgestellt, das die Zuverlässigkeit von Fahrplanauskünften erhöht. In Bussen und Bahnen sind Lesegeräte installiert. Bei Einfahrt der Fahrzeuge erfassen Lesegeräte die an der Haltestelle installierten RFID-Chips. Die darauf gespeicherte Identifikationsnummer wird mit der exakten Uhrzeit an die Verkehrsleitzentrale gesendet. Die Mitarbeiter des Verkehrsunternehmens erkennen so Fahrplanabweichungen und können Fahrgäste oder die elektronische Fahrplanauskunft frühzeitig informieren.

Tommy Weber