blog 2. August 2018

Kann RFID dabei helfen, das Bienensterben zu beenden?

Kann RFID dabei helfen, das Bienensterben zu beenden?

Bienen sind fleißige, kleine Insekten, die aktuell große Probleme haben. Mit Pestiziden vergiftetes Futter, hartnäckige Krankheitserreger und eine angriffslustige Konkurrenz aus Afrika macht den Honigbienen hierzulande das Leben schwer. Vor allem die Belastung der Pflanzen und Blumen mit Pestiziden ist für die Bienen gefährlich. Um die Völker zu retten, kommt jetzt auch eine neue RFID-Technik ins Spiel.

Wie fliegen die Bienen?

Welche Rolle spielen Pestizide beim Bienensterben? Forscher aus der Schweiz haben jetzt ein einzigartiges Experiment gestartet und den Flug der Bienen in der freien Natur beobachtet. Dazu wurde eine Biene mit einem nur 4,5 Millimeter großen RFID-Chip ausgestattet. Der Chip zeichnet während des Fluges die Bewegungen der Biene auf und wie lange sie braucht, um wieder zu ihrem Stock zurückzukehren. Normalerweise fliegen Bienen, die sich mit der Umgebung auskennen, nach dem Fressen ohne Umwege wieder zu ihrem Stock zurück. Aber was passiert, wenn die Bienen mit Pflanzenschutzmitteln verseuchtes Futter zu sich nehmen? Funktioniert ihr Orientierungssinn wie gewohnt oder benötigen sie länger für die Rückkehr zu ihrem Stock?

Der Chip auf dem Rücken

Kann RFID dabei helfen, das Bienensterben zu beenden
depositphotos.com / 121731650@belchonock
Die Bienen tragen den kleinen RFID-Chip auf dem Rücken. Er muss dort exakt platziert sein, damit die Biene damit ungehindert fliegen kann. Die Flügel und auch die Flügelmuskulatur dürfen nicht beeinträchtigt sein. Fixiert wird der Chip mit Zahnzement, denn so wird der Chip nicht zu schwer, was die Bienen unter Stress setzen würde. Das Lesegerät befindet sich am Eingang des Bienenstocks und wenn die Biene mit dem RFID-Chip den Stock verlässt oder zurückkehrt, dann liest das Gerät die Daten aus. Dabei gab es erstaunliche Ergebnisse, denn nur 60 Prozent der Bienen, die viel Pestizide zu sich genommen haben, kehrten zu ihrem Stock zurück. So hohe Dosen, die das Leben der Biene gefährden, sind jedoch die Ausnahme, so die Forscher.

Erste Resultate

Neun von zehn Bienen finden in den Stock zurück, jedoch nur, wenn sie mit dem Futter entweder gar keine oder nur sehr kleine Dosen Pestizide zu sich nehmen. Bei Bienen, die eine höhere Dosis aufgenommen haben, kam es zu Beeinträchtigungen bei der Orientierung oder der Flugfähigkeit. Die Forscher stellen sich jetzt die Frage, ob und wie sich dieser Effekt auf das ganze Bienenvolk auswirken kann. Die Schweizer Wissenschaftler arbeiten mit internationalen Kollegen zusammen an einem neuen Testverfahren. Dieses Verfahren soll es möglich machen, die Risiken und Gefahren von Pestiziden auf der ganzen Welt besser bewerten zu können. An dem Testverfahren arbeiten zwölf Teams in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Italien und Frankreich. Sie führen die Experimente immer nach dem gleichen Versuchsplan durch.

Die Forscher wollen ihre Versuchsreihen fortsetzen und die Berichte dann beim OECD einreichen und evaluieren lassen. Es ist ein wichtiger Schritt für die Verbesserung der Risikobeurteilungen von Pestiziden, aber auch aufschlussreich, wenn es um die Ursachen des Bienensterbens geht. Ein weiteres Ziel besteht auch darin, die Effekte, die die Pestizide bei den Bienen auslösen, zu minimieren. Einmal mehr sind die Hersteller der Pflanzenschutzmittel jetzt gefordert, neue Mittel zu entwickeln, die weder für die Umwelt noch für die Bienen gefährlich sind.

Tommy Weber