RFID in der Medizin
Die RFID-Technologie findet auch in der Humanmedizin ihre Anwendung. Zur Behandlung von beispielsweise Glaukom (grüner Star) oder einer Linsentrübung (grauer Star), werden passive Transponder genutzt. Hier wird die natürliche Linse entfernt und durch eine Kunstlinse mit einem vollständigen Transponder, mit einem Transponderchip mit integrierter kapazitiven Drucksensor ersetzt. Im Brillengestell wird die Antenne des Lesegerätes integriert, um regelmäßig den Augeninnendrucks zu messen. Durch die kontinuierliche Messung wird das Verständnis des Krankheitsverlaufs gesteigert und die Behandlung individuell angepasst werden.
Praxisbeispiel 1: Vergessene Operationsutensilien verhindern mit RFID
Liegt ein Patient auf dem Operationstisch und es piepst laut und deutlich, ist er vielleicht gerade noch einmal mit dem Leben davongekommen. Denn der Warnton eines Funkchips soll künftig den Patienten vor in Operationswunden vergessenen Instrumenten und Tupfern schützen.
Denn immer wieder werden trotz penibler Vorschriften Gegenstände im Körper des Patienten vergessen. Tupfer, aber auch Teile des Operationsbestecks. Zum Teil bleiben sie viele Jahre unentdeckt und können lebensgefährliche Beschwerden verursachen, Blutvergiftungen zum Beispiel. Im schlimmsten Fall stirbt der Patient daran sogar. Die RFID-Technik kann nun Operationen noch sicherer machen. Und lebensbedrohliche Operationsfolgen verhindern. Wissenschaftler der Universität Stanford haben Mulltupfer mit RFID-Chips versehen und ein dazu passendes Lesegerät entwickelt. So kann gleich nach der Operation überprüft werden, ob ein Gegenstand im Bauch oder an anderen Stellen vergessen wurde. Der Patient wird direkt nach dem Eingriff einfach mit einem Scanner abgetastet. Da, wo es dann piepst, befindet sich der Tupfer. Und kann sofort entfernt werden. Das umständliche Zählen aller Operationsutensilien vor, während und nach der Operation, das noch in vielen Krankenhäusern praktiziert wird, gehört damit der Vergangenheit an.
Praxisbeispiel 2: Überprüfung des Blutzuckerspiegels mit RFID
Das Leben mit Diabetes kann recht umständlich sein. Die meisten Diabetiker müssen zum Beispiel regelmäßig ihren Blutzuckerspiegel überprüfen. Normalerweise mit einem Stich in die Fingerkuppe. Dabei ist Blut im Spiel, es tut weh und die Messergebnisse sind oft nicht so genau.
Ein neues Patent verspricht eine neue Methode. Dabei wird ein RFID-Chip, der einen Glukosesensor enthält, unter die Haut gebracht. Die Messwerte können problemlos und schmerzfrei mit einem kleinen Lesegerät ausgelesen werden. Natürlich nur mit einem Abstand von höchstens wenigen Zentimetern zum Transponder. Der kann ganz leicht mit einer Spritze implantiert werden und hat so auch nur eine sehr kleine Antenne. Für die vielen Diabetiker könnte damit das Leben wieder ein Stück einfacher werden. So ganz ohne täglichen Pieks.
Praxisbeispiel 3: Patientenarmbänder mit RFID
Es klingt wie das Drehbuch zu einem Psychothriller. Ein Rollstuhlfahrer befindet sich zu einer Behandlung in einem Krankenhaus. Er muss den Aufzug benutzen. Plötzlich bleibt dieser stecken. Dem Mann gelingt es nicht, Hilfe zu rufen. Im Krankenhaus wird nach dem Patienten gesucht. Ohne Erfolg. Erst nach drei Tagen wird er zufällig vom Krankenhauspersonal gefunden. Kommt nicht ins Kino, sondern ist leider wahr.
Hätte der Mann ein Patientenarmband getragen, wäre ihm das nicht passiert. Denn mit der RFID-Technik ist es möglich, in das Armband einen Chip zu integrieren. Auf diesem wird die Patientennummer gespeichert. Über Lesegeräte, die an Zu- oder Ausgängen angebracht werden, kann im Notfall festgestellt werden, in welchem Klinikbereich sich ein Patient gerade aufhält – besonders wichtig für demenzkranke Patienten oder Heimbewohner. Darüber hinaus können Ärzte und Krankenhauspersonal mithilfe von mobilen Lesegeräten die Nummer einlesen und sich über den Zentralcomputer des Krankenhauses jederzeit über die Krankengeschichte eines Patienten informieren. Behandlungsfehler werden so vermieden. In Deutschland arbeitet das Klinikum Saarbrücken mit RFID-Chips, um Patienten optimal zu betreuen.
Praxisbeispiel 4: Bettenmanagement in Krankenhäusern
Das Bettenmanagement im Krankenhaus ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Täglich müssen viele Betten gereinigt, gewartet und natürlich in den jeweiligen Stationen bereitgestellt werden. Und das unter zunehmendem Kostendruck. Da wird es Zeit für eine zeitgemäße Lösung.
RFID mit seinen robusten Transpondern und Möglichkeiten zur Rückverfolgung bietet so eine Lösung, an der bereits einige Hersteller von Krankenhausmöbeln tüfteln. Die Städtischen Kliniken in Bielefeld haben es in ihrer Bettenaufbereitung kurzerhand mal in einem Versuch ausprobiert. Bisher wurden dort alle Betten einer aufwändigen Komplettreinigung unterzogen, selbst wenn nur ein Patient ein paar Stunden auf der Matratze gelegen hatte. Ein Lesegerät in der Aufbereitung konnte jetzt erkennen, wann ein Bett zum letzten Mal gereinigt worden ist und so automatisch eine Anweisung geben, wie es säuberungstechnisch behandelt werden sollte. Für das Krankenhaus bedeutet das effizienteres Arbeiten und gespartes Geld, das dann besser der Gesundheit zugute kommt.
Praxisbeispiel 5: Verhinderung von Medikamentenfälschung
Umstritten sind manche Hausmittel. Einige schwören bei Husten auf Schmalzwickel, anderen wird dabei nur schlecht. Eindeutig gefährlich sind aber gefälschte Medikamente wie z. B. Tabletten mit falschen oder fehlenden Inhaltsstoffen.
Deshalb empfiehlt die US-amerikanische Behörde Food and Drug Administration (FDA) den Einsatz von RFID-Chips, um Medikamentenfälschungen zu verhindern. Mehrere Unternehmen wie GlaxoSmithKline, Purdue Pharma, Pfizer und Aventis setzen die Technologie bereits ein oder bereiten deren Einsatz vor.
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